Ymmerwahr

Vita
Ymmerwahr

Ymmerwahrs Bilder überraschen uns mit ihrer Leichtigkeit und nehmen uns an der Hand. Sie entführen uns mit einer einzigen Bewegung nach oben, zur Seite - vor allen Dingen aber - hinweg aus dieser Bedeutungsschwere, in der wir gefangen sind, auch wenn wir es meistens nicht wahrnehmen können, wollen oder vermögen. Sie greifen uns an, zielen auf uns und nehmen uns zugleich zur Hand, als wollten sie sagen: Siehe ich bin da, auch dort ist ein Weg, ein Licht, ein Pfad, eine winzige Bewegung, die du übersehen hast, die aber wichtig für dich und uns ist, da sie uns in die Freiheit und ins Licht führt.

Ja, da sind all diese Geschichten zu sehen, die schon immer erzählt wurden, doch so noch nie erzählt worden sind, die wie ein sich schlängelnder Bach, durch eine Wiese hinweg murmelnd ihren Weg durch das Tal finden. Hier berichtet die Geschichte einer Geschichte die Geschichte, und wir hören ihren Gesang ohne ihre Melodie rechtzeitig zu begreifen, als singe jemand in großer Ferne wunderbare Töne. Hier jedenfalls erklingt sie wie ein flüchtiges Windspiel auf farbigen Saiten, mal leichtfüßig, mal schwermütig, mal erschlagend.

Man hat es geahnt, gespürt - da muss etwas anderes sein, da wird auch noch etwas anderes sein, das wir sehen werden, nur, - was wird es sein?

Da nun sehen wir es endlich in leicht läufigen Linien und Farben, als gebe es keine bestimmte Farbe, Licht, Linie, als habe uns all dies verlassen, nein, sei es aufgehoben durch diese schwere ahnungsvolle Leichtigkeit, die Bedeutung anführt wie ein Fragezeichen.

Jedenfalls nicht so eindeutig, wie wir es gerne hätten und deshalb sehen wir diese Bilder an, als seien sie keine, die aus der Zeit zu uns gekommen sind und wieder gehen werden. Und halten wir sie fest und hängen sie an die Wand, werden sie uns entkommen, denn sie sind unfassbar in ihren Windungen und Formen und von daher nicht fassbar und unbegreiflich.

Wir haben schon immer geahnt, dass es so in uns aussieht, aber es hat uns noch niemand gezeigt. All diese Gestalten und Grimassen, diese Formen und Zeiten und Zeichen, sind greifbar nah und entziehen sich doch jedem Verständnis, auch wenn es endlich scheinbar zum Greifen nahe erscheint. Und dies, obwohl man sie beim ersten Anblick schon längst zu kennen glaubt, als seien sie vertraute Personen, Formen und Gestalten, die man tausend Mal gesehen und erahnt hat, die aber wieder verloren gingen in den Weiten der Zeit und der Träume und in der haltlosen Endlosigkeit des Kosmos.

Jetzt aber stehen sie da, diese Landschaften der Seelen-Träume, der Geister-Seher, der Halte-mich-fest-Gedanken, die wie leichte Vorhänge zur Seite schwingen und endlich und - ja - unendlich schnell einen kurzen, winzigen Blick auf das erlauben, das wir schon immer sehen wollten. Nur haben wir es nicht gewusst. Hätten wir das nur geahnt.

Und nun gleiten wir diesem Strahl entgegen, nach dessen Wärme wir uns gesehnt und die wir uns immer erhofft haben, bevor sie wieder im schnellen Lauf der Unendlichkeit feixend verschwindet und uns im kühlen Schatten der Hoffnung stehen lässt.

Michael Rupprecht  "Freier Journalist und Buchautor"

 

 

Kunstwerke, Preise auf Anfrage
catch_the_donnerkeil__belemnite_2017_30x40.jpg
 
Seite in Arbeit
 

Zurück